Vor 1 200 Zuschauern im Lipo-Park trennten sich der FC Neunkirch und der FC Zürich mit einem 1:1-Unentschieden. Der Spielbericht:
Neunkirchs siebter Eckball stand am Ursprung des lange herbeigesehnten Ausgleichs. 86 Minuten waren gespielt, als Lucia Harsanyova für die kollektive Erlösung bei Fans und Teamkolleginnen sorgte. Die grossgewachsene Slowakin rückte aus der Innenverteidigung auf, reagierte am schnellsten – und traf zum 1:1-Endstand. Mit ihrem späten Tor sicherte sie dem FCN einen verdienten Punktgewinn. Ein Zähler, der angesichts der gezeigten Leistung vollkommen in Ordnung ging. Und einer, mit dem die Gastgeberinnen durchaus leben konnten. Sie behielten ihre Tabellenführung, beendeten die seit der Winterpause währende Zürcher Siegesserie, bewahrten den Status quo.
Zwei Runden sind nun nach der Länderspielpause noch angesetzt, ehe im Mai die letzte Meisterschaftsphase beginnt. Dann werden sich die beiden Widersacher wiedersehen. Zwei Punkte trennen sie derzeit. Zu wenig, um sich in Sicherheit zu wiegen. Vieles deutet darauf hin, dass die Würfel erst beim neuerlichen Aufeinandertreffen fallen werden. Im Match vom Samstag bekleidete Neunkirch zumindest die Rolle des moralischen Siegers. Fast über die gesamte Partie war der Leader einem Rückstand hinterhergerannt; mit der ersten Möglichkeit hatte Selina Kuster den FCZ in Führung gebracht. Und kurz darauf wurde das vermeintliche 0:2 der Gäste wegen einer Abseitsposition aberkannt.
Der FCN benötigte einige Augenblicke, um in der Begegnung anzukommen. Die ungewohnte Umgebung, die 1 200 Zuschauer im Lipo-Park – all das schien ihn zu verunsichern. Zumindest vorerst. Aber je länger das Spiel dauerte, desto besser fanden sich die Spielerinnen zurecht. Der Funke sprang zwischen Tribüne und Rasen hin und her; jede gelungene Aktion wurde vom Publikum dankbar aufgenommen. Und dieses bildete zweifelsohne einen würdigen Rahmen für diesen Spitzenkampf. Für diese intensiv geführte Affiche, die beste Werbung für den Schweizer Frauenfussball machte.
Die Stimmen zum Spiel im Stadion:
Mit einer Welle verabschiedete sich der FC Neunkirch von seinen Anhängern – dem Gros unter den 1 200 Zuschauern. Eine, die massgeblichen Anteil am Happy End hatte, war Lucia Harsanyova. Mit einem Lachen im Gesicht stand die Torschützin nach getaner Arbeit auf dem Spielfeld. „Wir haben Herz und Wille gezeigt“, meinte die Verteidigerin. Und sie schlug bei aller Herrlichkeit durchaus selbstkritische Töne an. „Die Anfangsphase kostete uns den Sieg“, war sie überzeugt.
Zufrieden zeigten sich nach 90 nervenaufreibenden Minuten auch Trainer Hasan Dracic und Sportchef Beat Stolz. „Ich kann den Spielerinnen nur gratulieren“, betonte Dracic. Das arg dezimierte, von Ausfällen heimgesuchte Ensemble habe das Maximum gebracht. Und Stolz betonte bei seiner Schlussansprache gegenüber dem Team, dass der gewonnene Zähler mehr als verdient sei. „Wir haben diesen hart erarbeitet“, sagte Neunkirchs Macher. Zur Belohnung gab es für die Mannschaft einen trainingsfreien Montag.
Mit grosser Freude blickte Heinz Rähmi auf den Nachmittag zurück. Ein 1:1-Unentschieden hätte er im Vorfeld unterschrieben, erzählte der Initiant des Spiels im Schaffhauser Fussballstadion und Teammanager des FCN. „Ich bin mehr als zufrieden“, sagte Rähmi. Neben ihm auf der Tribüne sass Elio Ritacco, Gastgeber im Café Central in Jestetten und einer der Sponsoren dieses Anlasses. „Heinz hat mich angefragt“, erinnerte er sich an die erste Vision und ergänzte: „Zusammen mit dem Zahnarzt doc-oliday entschieden wir, dass wir das Ding machen.“
Der 1. April 2017 wird ganz sicher einen Weg in die Annalen des FC Neunkirch finden. „Unter dem Strich war es schöner Tag für den Verein“, bilanzierte Präsident Reto Baumer. Fasziniert zeigte er sich vor allem von der Stimmung: „Die Unterstützung des Publikums war genial. Es hat die Spielerinnen förmlich zum Ausgleich getragen“, war er überzeugt. Ein positives Fazit zog schliesslich auch Tatjana Haenni, Präsidentin der FCZ-Frauen. „Für den Frauenfussball ist das eine coole Sache“, sagte sie.
Haenni sah in solchen Partien auch eine Anerkennung für die Mannschaften. Nach dem Auftritt im Basler St-Jakob-Park war Zürich bereits zum zweiten Mal innert Wochenfrist auf der grossen Bühne zu Gast. Für sie gibt es diesbezüglich weiteres Steigerungspotenzial. „Alle Clubs sollten versuchen, ein paar auserwählte Spiele in diesem Rahmen durchzuführen“, sagte sie. Damit hatte sie zweifelsohne recht: Einer Liga, die sonst eher ein Nischendasein fristet, kann das nur gut tun.
Quelle: Schaffhauser Nachrichten (Pascal Oesch)