Die Geschichte des FCN

Über vier Jahrzehnte Fussball hinter dem Städtli – und die Kicker braucht es doch

1963 wurde der heutige FC Neunkirch durch sechs unentwegte Fussballfreunde ins Leben gerufen. In den Anfängen hatten es die Balltreter jedoch, wie die Geschichte aussagt, alles andere als leicht. Das «Tschutten» war und ist teilweise heute noch vielen Leuten ein Dorn im Auge. Doch der FCN mit seiner Aktiv-, seiner Senioren- und seinen Damenmannschaften, sowie der über 150 Junioren ist sowohl aus örtlicher als auch aus regionaler Sicht aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken.
Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in Neunkirch und Umgebung vielerorts dem Fussball gefrönt. Allerdings hatte es gerade diese Sportart, welche bekanntlich aus England stammt, unterhalb der Insel im restlichen Europa keineswegs leicht. Die Balltreterei war – und ist sie zum Teil leider auch heute noch (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen) – in der Bevölkerung verpönt. Zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts wurde der Fussball in breiten Landstrichen entweder als tabu eingestuft, oder wenn dies nicht half, mittels gesetzlichen Erlassen schlicht verboten. Man wollte das «Verrohen der menschlichen Sitten» mit einem «unanständigen Ballspiel» verhindern. Sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und meistens im wahrsten Sinn des Wortes auf einem Acker, konnten jedoch die Spiele mit freundschaftlichem Charakter ausgetragen werden. Oft musste jedoch eine Begegnung frühzeitig beendet werden, denn die Polizei war auf der Hut und ahndete schliesslich solch «unerträgliches Benehmen» mit teils harten Sanktionen. Und dennoch fand die «unsägliche Balltreterei» ihren Weg über die Hintertüren und zahlreichen Hürden zu ihrem heutigen Ansehen. Eine Sportart, welche weltweit Millionen ausüben und noch mehr auf verschiedenste Art und Weise konsumieren. König Fussball ist also nicht mehr aus dem Jetzt und Morgen wegzudenken.

Kleine sportliche Macht im Städtli

Beinahe unglaublich mag es der heutigen Fussballgeneration erscheinen, dass es einst im «Chläggi» zum Beispiel einen FC Osterfingen oder einen FC Siblingen gab. Diese Tatsache ist zwar historisch erfasst, doch längst in Vergessenheit geraten. Ein ähnliches Schicksal schien für den FC Neunkirch besiegelt zu sein, als er in den Jahren der Kriegswirren Mitte des letzten Jahrhunderts aufgelöst wurde. So verschwanden in der Region Schaffhausen zahlreiche Vereine, deren Namen heute nur noch auf dem Papier existieren. Während viele in der Bevölkerung aufatmeten, dass dem «flegelhafte Treten gegen das runde Leder» dank der Krisensituation da und dort endlich Einhalt geboten wurde, wollten es auf der anderen Seite zahlreich ehemals Aktive einfach nicht wahrhaben, dass ihr Freizeitvergnügen auf der Strecke bleiben sollte. Und schon gar nicht, wenn andernorts noch Fussballclubs existierten, zu welchen die Kicker pilgerten, um dort ihrem geliebten Sport zu frönen. «Das braucht es nicht», hiess es 1963 auch in Neunkirch, als der in den Kriegsjahren aufgelöste Fussballclub begann, wieder zu neuem Leben zu erwachen. Mit seinen zahlreichen Aktiven und Senioren sowie rund 150 Junioren und über 20 Juniorinnen steht der FCN ohne jeglichen Zweifel als kleine sportliche Macht im Städtli da.

Der Wiederbeginn in den Sechzigern

Zu Beginn der sechziger Jahre konnten die beiden Jünglinge Peter Reiner und Max Wildberger einfach nicht mehr mit ansehen, dass immer mehr potenzieller Neunkircher Nachwuchs zum FC Beringen pilgerte, um dort zu trainieren und aktiv Fussball zu spielen. Deshalb suchten die beiden am Pfingstmontag 1963 Theo Wildberger auf, der als alter Fussballfreund bekannt war. Mit Begeisterung stimmte er den Jünglingen zu, bei der Gründung eines Fussballclubs im Städtli mitzuhelfen. Am 19. Juli 1963 war es endlich soweit: Nicht weniger als 15 Aktive und 20 Passivmitglieder leisteten im Restaurant «Schweizerbund» Geburtshilfe des FC Neunkirch. Der erste Vorstand setzte sich aus Theo Wildberger (Präsident), Peter Reiner (Vizepräsident), Max Wildberger (Sekretär), Heinz Meier (Kassier), Karl Moser sen. (Materialverwalter) und Werner Gräser (Trainer) zusammen. Erste Captains des FC Neunkirch waren Alex Klingenfuss bei der Aktivmannschaft und Walter Maag bei den Junioren.

Der Sportplatz «Randenblick» entsteht

Der sportliche Start des Clubs war gelungen, doch einige bestandene Vereine sahen im FC Neunkirch eine grosse Konkurrenz. Auch die Behörden waren über den neuen Verein im Städtli – gelinde ausgedrückt nicht gerade erfreut. Bei der Frage um den Fussballplatz brauchte es die Sympathie eines Hans Rähmi. Damit in der Saison 1964/65 überhaupt gegen das runde Leder getreten werden konnte, war er es, der unterhalb seines Wohnsitzes eine Wiese zur Verfügung stellte. Dem designierten Vereinspräsidenten gelang es dann später überraschend, die früheren Landbesitzer des heutigen Fussballplatzes «Randenblick» zu gewinnen, ihre Grundstücke dem FC Neunkirch zu verpachten. Es waren dies Robert Schärrer, Otto Schärrer und Richard Wildberger. Damit war auch der Bann im Gemeinderat gebrochen. Unter der Regie von Lothar Ziesemer wurden alle Bäume gefällt und das Feld ausgeebnet. Am 28. und 29. August 1965 konnte dann der Fussballplatz eingeweiht werden.

Moderne und zeitgemässe Infrastruktur

Doch das Ganze ging nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Unbekannte sägten in der Nacht vor den Feierlichkeiten einen Torpfosten durch und FCN-Präsident Theo Wildberger erhielt etliche Drohbriefe. Dass die Schreiben anonym waren, versteht sich von selbst. Neun Jahre später, genauer am 10. August 1974, wurde eine Platzsanierung dringend notwendig. Bei der entsprechenden Feier gewannen die Neunkircher Gewerbler gegen die Behörden mit 4:3. Bei den Vorbereitungen zu dieser Partie soll es, so wird gemunkelt, ebenfalls rund gelaufen sein. Man erzählt sich, dass es Personen gegeben haben soll, die den Briefkasten der Gemeindeverwaltung mit der Gemeindehaustoilette verwechselten.

Nach sportlichen Höhen und Tiefen, Relegationen und Promotionen ist der FC Neunkirch heute der grösste Verein im Städtli. Neben den Juniorinnen können die Knaben aller Altersklassen in sämtlichen Juniorenkategorien das Abc des Fussballs erlernen. Der «Randenblick» ist heute im Besitz der Gemeinde. Für die Pflege und den Unterhalt kommen die FCN-Mitglieder auf. Dank dem Bau eines schönen Clubhauses unmittelbar vor dem Spielfeld sowie dem Schulhausneubau mit einem Sportplatz, der den Fussballbegeisterten als Trainings- und den Jungen auch als Spielfeld zur Verfügung steht, besteht heute und in naher Zukunft eine moderne und zeitgemässe Infrastruktur.

Geschrieben von: Marcel Tresch