«Die Kinder dort abholen, wo sie stehen»
Ohne eigenen Nachwuchs geht im Geschäfts- und Privatleben gar nichts. Auch in einem Verein bedeuten die Juniorinnen und Junioren die Zukunft von morgen. Doch ohne die wertvolle Mitarbeit der heutigen Trainer geht erst recht nichts.
Die Medienwirksamkeit eines Sportvereins steht und fällt mit den Erfolgen der Mannschaften. Unabhängig von der Ligazugehörigkeit nimmt die Öffentlichkeit von Siegen und Niederlagen Notiz, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was im Hintergrund abgeht, damit es überhaupt soweit kommt. In einer Saison «gut» oder «schlecht» zu sein wird auf ein paar Ergebnisse reduziert. Diese sind aber kein Massstab für die Leistungen eines Vereins. Die Gesellschaft wird nicht zuletzt durch den immer noch unterschätzten Einfluss der Medien zu gesteuerten, einseitigen Kritikern über eine Materie, deren wirklicher Wert gar nicht mehr erkennbar ist: die Leistung des einzelnen Individuums. Und gerade ist es oft der berühmte Trainerstuhl der dann zu wackeln beginnt, wenn sich Erfolg und Misserfolg unausgewogen die Hand reichen und sich zu Ungunsten der Teams und des Vereins ablösen. Nicht zuletzt deshalb ist es oft schwierig, Frauen und Männer als Betreuerpersonen für das Besetzen entsprechender Posten zu finden.
Motivation und Begeisterung
Dass dem beim FC Neunkirch zum Glück nicht so ist, dafür zeichnen in erster Linie einige Funktionäre verantwortlich, die einen Grossteil ihrer Freizeit dem Funktionieren des internen Fussballbetriebs zur Verfügung stellen. Insbesondere wird dem Nachwuchs ein grosses Augenmerk geschenkt, denn der Fussball steht vor allem bei den Jüngsten hoch im Kurs. Ohne die Leistung anderer schmälern und ohne eine Person speziell hervorheben zu wollen, sind die Erfahrungen und Erlebnisse von Gregor Wanner ein Beispiel dafür, wie man sich für den «Job» als Trainer bei den Kleinen motivieren und begeistern kann. Bemerkenswert und sich auch bei den anderen Betreuerinnen und Betreuern stets wiederholend ist die Tatsache, dass der berühmte Funke immer wieder durch die Kinder auf die Erwachsenen überspringt. Beim Trainer aus Hallau waren es die neunjährigen Zwillinge Kai und Till, die heute bei den E-Junioren spielen. Und damit sind wir automatisch bei der ersten wichtigen Tatsache angelangt, die Alt und Jung durch den Fussballsport verbindet: Das Miteinander statt dem Gegeneinander.
Fussball zum Abgewöhnen
«Dank den Kindern spiele ich sehr gerne Fussball, obwohl ich als Erwachsener nie Aktiver war», schmunzelt Gregor Wanner. Die Motivation, im November 2004 als Juniorentrainer einzusteigen, ergab sich für den Sozialarbeiter im Strafvollzug Regensdorf aus einer Personalknappheit des FC Neunkirch heraus. Mit dem Entscheid, sich für die Jugend zu engagieren, war für Gregor Wanner in einem gewissen Mass auch das Überwinden eigener Jugenderlebnisse verbunden. «Ich erlebte Fussball bei den C-Junioren zum Abgewöhnen», erinnert sich der Hobbyprogrammierer von Websites an seine Kickerzeit, die ihn in seiner Einstellung eher negativ prägten. In der Mannschaft fand er partout keine Aufnahme. Der Trainer fand oder wollte für ihn keine Position innerhalb des Teams finden. Immerhin wurde ihm als überall einsetzbaren Allrounder die Rolle des Lückenbüssers zugeteilt.
Gemeinsame Lösungssuche
Vom Fussball endgültig die Nase gestrichen voll hatte Gregor Wanner dann, als er entgegen seinem persönlichen Naturell erkennen musste, dass sein Übungsleiter bewusst hinterhältige und versteckte Fouls zu trainieren begann. Zum Glück für ihn und seine FCN-Jungs, hat sich der Stellenwert des Fussballs respektive dessen Ausbildung in den letzten Jahren stark verändert. Im Vergleich zum damaligen monotonen Drill entwickelte sich das Fussballspielen mit Kids anhand der Spass- und Erlebnisorientierung. «Es ist eine schöne Erfahrung, mit ansehen zu dürfen, wie sich die Mädchen und Jungs in eine Mannschaft integrieren, sich in das Team einbinden lasse
geschrieben von Marcel Tresch