Die Neunkircher Frauen lassen nichts anbrennen. Dank dem 3:1-Sieg in Thun steigen sie vorzeitig in die NLA auf.
Von Pascal Oesch, Thun
Frauenfussball Nach 75 Minuten waren sie sich ihrer Sache sicher – die Ersatzspielerinnen und der Staff des FC Neunkirch. Plötzlich herrschte rund um die Bank emsiges Treiben; die kurzgehaltenen Anweisungen wurden sofort umgesetzt. Und Augenblicke später standen mehrere Kartons in der Zone. Zahlreiche Flaschen alkoholfreien Schaumweins und die roten Aufstiegs-T-Shirts lagen darin. Die Dreitoreführung bot einen optimalen Nährboden für den ersten Anflug von Euphorie. Der komfortable Vorsprung und die Verfassung des Gegners liessen keine dramatische Wende mehr befürchten. Dass den bereits abgestiegenen Thunerinnen kurz vor dem Ende noch eine Korrektur zum 1:3-Schlussresultat gelang, interessierte nur die Statistiker.
Die Bühne gehörte den Gästen; auf dem Kunstrasenplatz des Stadions Lachen – nur einen Steinwurf von den noch knapp zu hörenden Jubelfeiern von Wacker Thun entfernt – fügten sie ihrer beeindruckenden Erzählung ein weiteres Kapitel an. Neunkirchs Frauen sind der Beweis, dass die besten Geschichten nicht am Schreibtisch erfunden werden. Es ist das Leben, das sie schreibt. 2007 spielte das Ensemble noch in der 3. Liga. Sechs Jahre später beheimatet das Klettgauer Städtchen ein NLA-Team – und kann sich auf Heimspiele gegen Zürich, YB oder Basel freuen. Mit dem 16. Sieg im 23. Saisonspiel steigt es verdientermassen in die höchste Liga auf und macht damit dem Verein ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk: Am 1. Juli wird der FC Neunkirch nämlich 50 Jahre alt. Dieses Jubiläum lag nach dem Schlusspfiff am Samstagabend indes in weiter Ferne. Jubelnd lagen sich die Spielerinnen in den Armen; Freudentänze und Schaumweinduschen folgten, ehe sie sich die Aufstiegs-T-Shirts überstreiften. Derweil zeigte der Trainer und FCN-Macher Beat Stolz auf das Alpenpanorama und verglich den Weg zum Aufstieg mit einer Bergwanderung. Daher erläuterte er: «Der letzte Schritt ist der schwierigste. Wir haben die ganze Woche lang optimal trainiert und reisten hierher, um eine gute Partie zu zeigen. Niemand sprach im Vorfeld vom Aufstieg.» Dass trotz gewonnenen drei Zählern Selbstkritik mitschwang, zeugte von einer gesunden Portion Realismus in der Stunde des Triumphs. Dem pflichtete auch Lisa Remmele bei. Sie hatte in der dritten Minute das wichtige 1:0 erzielt und sagte: «Das Spiel war nicht gut, doch das Resultat stimmt. Irgendwann wird noch richtig gefeiert.» Die Möglichkeit dazu bietet sich nach dem Match gegen Schwyz: Für die Dernière im Championat 2012/2013 kehrt der FC Neunkirch am nächsten Wochenende auf den Sportplatz Randenblick zurück.
Quelle: Schaffhauser Nachrichten