Der Kontrast der Fussballbühnen

Heute um 19.15 Uhr tritt Inka Grings, der Star im Frauenteam des FC Zürich, im Letzigrund in der Champions League gegen den französischen Vizemeister Juvisy an. Am Samstag spielen Grings & Co. auf dem Randenblick in Neunkirch.

von Daniel F. Koch

Frauenfussball «Ich habe den Kontrast zwischen den grossen Stadien und den Dorffussballplätzen immer geliebt», sagt Inka Grings. Die 96-fache deutsche Internationale kam 2011 in die Schweiz und heuerte zusammen mit Sonja Fuss im Frauenteam des FC Zürich an. Das war eine mittlere Sensation, denn Inka Grings ist im Frauenfussball eine Ikone. Die Angreiferin wurde mit Deutschland zweimal Europameister und dabei Torschützenkönigin. Die gebürtige Düsseldorferin, die 16 Jahre beim FCR 2001 Duisburg gespielt hat, ist bis heute mit 353 Treffern die erfolgreichste Goalgetterin im deutschen Frauenfussball. Sie hat alles gewonnen, was es im Vereinsfussball zu gewinnen gibt. Und trotzdem hat sich die heute 33-Jährige für eine Fortsetzung ihrer Karriere im eher beschaulich geltenden Frauenfussball der Schweiz entschieden. «Ich habe noch keine Minute bereut, seit ich gekommen bin», sagt Grings. Mit ihr wurde der FC Zürich noch dominanter im Frauenfussball. 2011 wurde das Team Schweizer Meister und Cupsieger und hat sich für die diesjährige Champions League qualifiziert, wo es heute auf den französischen Vizemeister Juvisy FCF Essonne trifft. Der Club ist südlich des Grossraums Paris beheimatet. Ein starker Gegner, wenn man weiss, dass Olympique Lyon, der Champions-League-Sieger aus Frankreich, nur einen Sieg in der Meisterschaft mehr holte. «Wir sind für den Vergleich gewappnet und versuchen, eine Runde weiterzukommen», setzt sich Grings, die mit elf Saisontreffern die Goalgetter-Rangliste in der Frauen-NLA anführt, hohe Ziele.

Trainer mit FCS-Vergangenheit

Das wäre ganz im Sinne ihres Vorgesetzten Dorjee Tsawa. Der Trainer mit tibetanischen Wurzeln, der die FCZ-Frauen seit rund anderthalb Jahren trainiert, ist als Fitnesstrainer bei der Academy des FC Zürich angestellt. Die Fussballanhänger in Schaffhausen dürften sich noch bestens an den Spieler erinnern. «Dodo», wie er von den Fans gerufen wird, stieg unter Jürgen Seeberger mit dem FC Schaffhausen in die Super League auf und schaffte den Ligaerhalt. 2006 erhielt er beim FCS keinen Vertrag mehr und bildete sich zum Fitnesstrainer weiter. Als beim FC Zürich ein Trainer für das Frauenteam gesucht wurde, sagte er zu, weil er zusätzlich zu seiner Arbeit noch ein Team trainieren wollte. «Das macht unheimlich viel Spass», verrät der 36-Jährige, weil seine Spielerinnen hoch motiviert sind und voll mitziehen. «Die meisten Spielerinnen arbeiten und trainieren abends viermal pro Woche. Sie bringen grosse Opfer für den Fussball und wollen sich weiterentwickeln», findet Tsawa die Zusammenarbeit mit seinen Spielerinnen als sehr angenehm. Dorjee Tsawa kommt auch bei seinem Team gut an. «Es macht viel Spass, mit ihm zu trainieren. Er hat eine klare Linie und ist sehr kompetent», lobt auch Grings ihren Trainer, der der Meinung ist, dass gerade im Frauenfussball in der Schweiz noch viel Potenzial brachliegt. Darum möchte er auch versuchen, mit dem heutigen Champions-League-Spiel das Land würdig zu vertreten und Werbung für den Frauenfussball zu machen. Die Kulisse im Letzigrund dürfte für die Verhältniss im hiesigen Frauenfussball ungewöhnlich gross sein. Dank Werbemassnahmen im Juniorenfussball sind bereits über 2000 Tickets verkauft worden. Auch wenn der FCZ auf den heutigen Auftritt im Letzigrund und den Auftritt auf der europäischen Bühne fokussiert ist, wird die Cuppartie auf dem Sportplatz Randenblick in Neunkirch vom Samstag genauso ernst genommen. «Wir wollen wieder das Double holen», sagt Inka Grings. Da spielt es keine Rolle, dass auf das grosse Stadion der Dorffussballplatz folgt. «Für mich ist die Atmosphäre auf solchen Plätzen genauso angenehm», sagt der Star des FC Zürich.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten