Gegen den Frauenfussballmeister FC Zürich zeigte der FC Neunkirch über weite Strecken eine ordentliche Leistung, musste aber dennoch eine 0:3-Niederlage hinnehmen. Letztlich setzte sich die Klasse der Gäste einmal mehr durch.
vonPascal Oesch
Die Sportart Fussball bietet immer wieder einen Nährboden für Bonmots. Eines davon stammt vom früheren englischen Profi und heutigen Fernsehkommentator Gary Lin¬eker. Anlässlich des verlorenen WM-Halbfinals vom 4. Juli 1990 sagte er: «Fussball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.» Ein ähnliches Bild zeigt sich mehr als ein Vierteljahrhundert später im Schweizer Frauenfussball. Dort ist der FC Zürich das Mass aller Dinge. Er gewann seit 2012 stets den Meistertitel – und führt die Rangliste wieder an. Ein 0:0 gegen Basel war der bis anhin einzige Punktverlust im laufenden Championat.
Rückstand nach drei Minuten
Daran änderte auch der gestrige Spitzenkampf gegen den FC Neunkirch nichts. Drei Punkte betrug der Rückstand des Tabellenzweiten vor der Partie; auf sechs Zähler wuchs er danach an. Der FCN erwischte dabei einen Kaltstart. Keine drei Minuten waren gespielt, als er bereits im Rückstand lag. Ein Corner für den FCZ, eine Kopfballverlängerung von Fabienne Humm auf Riana Fischer (Tochter des FCB-Trainers) – 0:1. Doch die Gastgeberinnen liessen sich davon nicht beeindrucken. Sie holten den Ball aus dem Tornetz, schüttelten sich kurz, machten weiter. Und das nicht zu schlecht: Sie standen sehr hoch, betrieben ein aggressives Pressing und störten früh. So entwickelte sich ein schneller, engagiert geführter Match mit hohem Unterhaltungswert. Zürich stand in der Mitte äusserst kompakt, verengte die Räume, liess dem Gegner keine Luft zum Atmen. Die Neunkircherinnen mussten es über die Aussenbahnen versuchen.
Nur erwartete sie auch dort Widerstand – von zweikampfstarken Zürcherinnen, die ihre individuelle Klasse aufblitzen liessen – sowohl in der Vorwärts- als auch in der Rückwärtsbewegung. Die ganz klaren Möglichkeiten blieben Neunkirch verwehrt – trotz optischer Überlegenheit und mehr Ballbesitz. Wie immer gegen Zürich hingen die Trauben zu hoch. Den Gastgeberinnen mangelnden Einsatz vorzuwerfen, wäre allerdings verfehlt. Im Gegenteil: Der FCN tat sein Möglichstes, warf alles in die Waagschale, ärgerte den Favoriten, so gut es ging. Doch gegen einen Gegner dieses Kalibers sind keine Fehler erlaubt.
Ein solcher stand am Ursprung des zweiten Zürcher Treffers: Die Verteidigerin Kayla Chambers verlor den Ball gegen Fabienne Humm – und die Nationalspielerin liess sich nicht zweimal bitten. Mit einem gefühlvollen Lupfer überwand sie Neunkirchs Goalie Sandra Bruderer. Ein Tor wie ein Keulenschlag aufs Gemüt. Rund 30 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen. Würde es dem FCN gelingen, den grossen Favoriten doch noch auf irgendeine Weise zu ärgern?
Debüt von Sandy Maendly
Die Gastgeberinnen rannten weiter an, kämpften gestern aber unglücklich. In der Schlussminute mussten sie sogar das 0:3 hinnehmen – erneut nach einem Eckball. «Das Ergebnis fiel klar aus», konstatierte Neunkirchs Sportchef Beat Stolz nach dem Schluss- pfiff auf dem Bühl-Kunstrasenplatz. Er sagte: «Zürich war zu gut und zu stil¬sicher.» Von der Bank aus versuchte er, Impulse zu geben. Unter anderem gab er der in der Winterpause verpflichteten Mittelfeldakteurin Sandy Maendly erstmals Einsatzzeit. Sie verzeich- nete einige guten Aktionen, konnte jedoch bei ihrem Debüt nach langer Verletzungspause kein Ausrufezeichen setzen.
Frauen-NLA:FC Neunkirch – FC Zürich 0:3 (0:1).Bühl-Kunstrasen SH. – 250 Zuschauer. – SR Ilhan Ecer. – Tore: 3. Fischer 0:1, 57. Humm 0:2, 90. Deplazes 0:3. – FCN: Bruderer; Tieber, Harsanyova, Mendes, Chambers; Feckovà, Ondrusova, Cerovska, Krisztin (63. Maendly); Lagonia, Bunter (80. Pietrangelo). – Weitere Resultate: Grasshoppers – Basel 4:4, Staad – Young Boys 4:1, Luzern – St. Gallen 1:0, Yverdon – Lugano