In ihrem ersten NLA-Spiel müssen sich Neunkirchs Frauen bei den Grasshoppers mit einem 0:0-Unentschieden begnügen. Die Gäste sind über weite Strecken das bessere Team, hadern jedoch mit ihrer Chancenauswertung.
von pascal oesch, niederhasli
Frauenfussball Als der GC-Campus im Jahr 2005 eingeweiht wurde, benannte der Verein die fünf Spielfelder nach berühmten Stadien. Maracana heisst eines oder Nou Camp – so wie in Rio de Janeiro oder Barcelona. Der Match zwischen den Grasshoppers und dem FC Neunkirch ging aber dennoch in Niederhasli über die Bühne. Und zwar auf jenem Platz, der den Namen der alten Heimstätte Hardturm trägt. Dort waren eine Stunde vor dem Anpfiff einzig drei Raben auf Beutesuche anzutreffen; sie wurden schliesslich von den automatisch eingestellten Sprinklern vertrieben. Als diese das Terrain gewässert hatten, schickte sich ein Teil der GC-Equipe an, die beiden Tore zu fixieren. Erst dann begannen die Spielerinnen mit ihrem Aufwärmprogramm.
Respekt vor der neuen Aufgabe
Beim Anpfiff präsentierte sich der Rasen schliesslich in einem phänomenalen Zustand – nahezu so wie ein Golfplatz in einer englischen Grafschaft. Dementsprechend engagiert begannen die beiden Teams. Doch Strafraumszenen oder klare Möglichkeiten besassen vorerst Seltenheitswert. Die Grasshoppers dominierten die ersten Minuten; Neunkirchs Auftritt war dagegen noch vom Respekt vor der neuen Aufgabe gezeichnet. Es dauerte einige Augenblicke, bis das Ensemble seine Scheu ablegte und forscher auftrat. Trainer Beat Stolz gab gleich sechs seiner Neuzugänge einen Platz in der Starformation. Eine davon war die Slowakin Kristina Cerovska. Die technisch versierte Mittelfeldspielerin setzte nach 20 Minuten ein erstes Ausrufezeichen: Ihr Distanzschuss von der Straftraumgrenze prallte an die Latte – und sorgte für ein Raunen bei den zahlreichen Anhängern auf den Rängen. Die Gäste hatten ihre Rolle nun gefunden. Sie lieferten dem NLA-Achten der vergangenen Saison ein Duell auf Augenhöhe und untermauerten damit ihre Ambitionen, in der höchsten Liga nicht bloss als Staffage aufzutreten. Der Aufsteiger aus dem Klettgau überzeugte als starkes Kollektiv mit Ideenreichtum und Spielwitz. Mit dem aggressiven Pressing zwang der FCN seinen Gegner zu ungenauen Pässen oder überhasteten Abgaben. Und wenn das defensiv ausgerichtete Mittelfeld doch einmal überwunden wurde, wählte die Verteidigung den Befreiungsschlag als legitimes Mittel zum Zweck. Es entwickelte sich ein spannendes und packendes Fussballspiel. Je länger die Partie dauerte, desto grösser schien die Möglichkeit eines Neunkircher Torerfolgs.
Erster Punkt in der NLA
Aber der Treffer zur finalen Glückseligkeit fiel nicht; das Siegerporträt blieb unvollendet. 0:0 hiess es nach intensiven 90 Minuten. Eine Punkteteilung, mit der Beat Stolz durchaus leben konnte. «Wir haben uns Chancen herausgespielt, verwerteten sie allerdings nicht», sagte er nach dem Schlusspfiff und schob nach: «Der Sieg wäre nicht gestohlen gewesen. Als GC gegen Ende abbaute, konnten wir nochmals zulegen.» Sein Fazit teilte auch Karin Schmid. Für den Neunkircher Captain war klar: «Wir hätten gewinnen können. Es war jedoch wichtig zu sehen, dass wir nicht überrannt wurden.» Tatsächlich mutete es phasenweise so an, als sei Neunkirch aus dem Stand heraus in der höchsten Liga angekommen. Ein Faktum, das Lisa Remmele bei der Analyse relativierte. «Es ist etwas anderes als in der NLB», erklärte die Mittelfeldspielerin. «Der Unterschied zur oberen Tabellenhälfte wird grösser sein. Das reicht noch nicht ganz.» Mit dem gewonnenen Zähler zeigten sich die beiden dennoch zufrieden. Ihren Teamkolleginnen und ihnen ist der Sprung ins kalte Wasser geglückt – und im Nachgang betrachtet präsentierte sich dieses bei der NLA-Premiere sogar angenehm temperiert.
Quelle: Schaffhauser Nachrichten