Neunkirchs Frauen vor Höhepunkt

So wie nach dem Viertelfinalsieg gegen Staad möchten die Neunkircherinnen auch am Samstag in Basel jubeln.Bild Roger Albrecht FCN-Co-Trainer Roli Frei (Mitte) blickt auf grossartige Cuperfolge zurück. Mit dem FC Schaffhausen schaffte er als Trainer 1988 sensationell den Einzug in den Cupfinal. Hier präsentiert er sich vor dem Endspiel von Mitte Mai 1988 zusammen mit dem besten Torschützen Joachim «Joki» Engesser (links) und Marco Filomeno, der im legen- dären Halbfinal gegen YB im Berner Wankdorf das goldene Tor erzielte.Archivbild Keystone

Der Cuphalbfinal vom Samstag (17 Uhr, FCB-Nachwuchscampus) gegen den FC Basel ist für das NLA-Frauenteam des FC Neunkirch ein Novum. Ein Sieg und eine Cupfinalteilnahme könnte das noch übertreffen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC Neunkirch am Samstag in seinem ersten Cuphalbfinal in Basel den grossen FCB schlägt, liegt unter 50 Prozent. Und trotzdem darf das Team von Beat Stolz und Roli Frei von einer Cupfinalteilnahme träumen. Denn Cupspiele im Fussball kennen oft eigene Gesetze. An diese können sich auch die Neunkircher Frauen klammern. Und keiner könnte ihnen das aus eigener Erfahrung besser erklären, wie das funktioniert, als Co-Trainer Roli Frei, der seit Oktober 2014 beim FCN tätig ist – erstmals im Frauenfussball.

Der Halbfinalsieg von 1988 in Bern

Mit dem FC Schaffhausen hatte Frei 1988 ein kleines «Wunder» geschafft, erstmals den Final im Schweizer Cup zu erreichen. Seine Erinnerungen an diesen Glücksmoment im Schaffhauser Fussball sind noch wach. Denn kaum einer gab den damals in der NLB spielenden Schaffhausern eine reelle Chance, gegen die grossen Berner Young Boys zu bestehen. Und trotzdem schafften sie es in einem aussergewöhnlichen Spiel im Berner Wankdorf.Auf nassem Rasen brachte Marco Filomenos tückischer Schuss gegen YB-Goalie Zurbuchen die Entscheidung – und löste unglaubliche Jubelorgien bei den in über 30 Bussen mitgereisten FCS-Fans aus. «Finale, Finale!» – so sangen sie aus vollen Kehlen und liessen auch Trainer Roli Frei hochleben. Dass der Final später gegen die Grasshoppers mit 0:2 verloren ging, war zwar schade, aber an der allgemeinen Hochstimmung änderte das nichts mehr. «Auch wenn es Samstag wieder ein Halbfinal ist, es ist sicher nicht das Gleiche wie 1988», sagt Roli Frei mit Blick auf den FCN-Halbfinal. «Der Unterschied ist rein vom Interesse her sehr gross. Frauenfussball wird ein bisschen in der Provinz gesehen.» Statt einige Tausend Fans werden wohl lediglich einige Dutzend Neunkircher individuell den Weg nach Basel antreten, wo der Match nicht im grossen Stadion, sondern im neu erbauten Nachwuchscampus in den weitläufigen Sportanlagen St. Jakob ausgetragen wird. Nichtsdestotrotz wollen die Neunkircherinnen ihre Chance nutzen. Roli Frei: «Wenn sie konzentriert ans Werk gehen und um jeden Fall fighten, dann haben sie immer eine Chance. Da sehe ich durchaus eine Parallele zu 1988. Gegen den sehr starken Gegner YB traten wir mit dem Motto an: ‹Du hast keine Chance – nutze sie.›» Das werde am Samstag ähnlich sein, meint Frei, der am letzten Wochenende im ersten Teil des Refresher-Kurses für sein Trainerdiplom in Magglingen so prominente Exfussballer wie Ludovic Magnin, Benjamin Huggel oder Erich Hänzi kennenlernte. «Unsere Mannschaft lebt für dieses Spiel und ist auch sehr heiss darauf. Und ein weiteres Plus hat sie: Sie hat sicher nichts zu verlieren.»

Stolz: Klares Ziel heisst Final

Auch wenn er personell nicht ganz aus dem Vollen wird schöpfen können – Sara Krisztin ist gesperrt, und Kristina Cerovska kommt wie auch Lisa Remmele erst von einer Verletzung zurück, und Mona Lohmann geht bald nach Norwegen – sieht auch Beat Stolz, der andere Co-Trainer im FCN, Möglichkeit zu gewinnen. «Wenn alle ihr Niveau abrufen, dann haben wir eine Chance», ist Stolz überzeugt. Klar sei der FCB individuell besser besetzt, aber sie würden eben «Fussball arbeiten». Als Titelverteidiger stehe Basel mehr unter Druck, «sie werden nervöser sein als wir.